29. September 2012

Zurück

Warum bleiben wir eigentlich nicht für immer hier? 
Man könnte sich zum Beispiel für lange Zeit hier einmieten […] 
und dann für immer: 
blaue Luft, graue Luft, Sonne, Meeresatem, Fische und Grog – ewiger, ewiger Urlaub.
Nein, damit ist es nichts. 
Wenn man umzieht, ziehen die Sorgen nach. 
Ist man vier Wochen da, lacht man über alles – auch über die kleinen Unannehmlichkeiten. 
Sie gehen dich so schön nichts an. Ist man aber für immer da, dann muß man teilnehmen.
[Kurt Tucholsky: Schloß Gripsholm]
 
Wir sind wieder zurück, schon seit vier Tagen. Und wie es nach einem Urlaub so ist, hat einen sofort der Alltag wieder im Griff – erst heute komme ich dazu von den letzten beiden Tagen und von der Rückreise zu berichten.
Wir waren nochmals in Jönköping und das bei schönem Wetter. Viel zu kurz, es gäbe sicher noch das Eine oder Andere zu sehen in dieser kleinen Universitätsstadt am Vätternsee. Dafür haben wir das Eine und Andere mitgebracht, das uns – nun wieder Zuhause – an die Zeit in Schweden erinnert.
Die Erinnerungen, die man von einer Reise mitbringt, sind meist die "perfekten Momente", wenn man von etwas besonders beeindruckt war, eine Stimmung besonders friedlich, das Licht besonders schön, die Landschaft besonders atemberaubend, wenn man mit anderen gelacht hat, man ganz bei sich und besonders glücklich war. Am letzten Tag, am Tag vor der Abreise – nach der Zeitrechnung der Prinzessin "gestern" –  war ich nochmals mit meinen beiden Hunden spazieren und wir kamen an eine Stelle, die ich bislang immer als unschön empfunden hatte: Dort war über ein riesiges Gebiet bis zum See der Wald abgeholzt. An diesem Tag bin ich mit Marek und Lourdes durch dieses unwegsame Gelände gestiefelt, habe die Hunde einfach Hund sein lassen, schnüffeln, springen, durch die Schlammpfützen waten, im Unterholz krauchen. Ich glaube, das war für Marek der perfekte Moment, von dem er noch manchmal träumen wird. Am nächsten Tag kamen wir nochmals an der Stelle vorbei und er stieß ganz begeistert sein "Wooouuhoouuhoouu" aus. ;-)
Die Reise zurück war anstrengend, 12 Stunden, und irgendwann waren wir dann wieder hier. Und es war schön, alle lieben Gesichter zu sehen, zu hören, was hier in der Zeit passiert ist und zu erzählen, wie es in Schweden war und sich an die perfekten Momente zu erinnern.

Hej då!

Altweibersommer
Nebel über dem See
Lourdes genießt die Sonne
Holzhäuser in Jönköping
Der Vetternsee: riesig – man hat das Gefühl am Meer zu sein
Im abgeholzten Gelände findet es Marek gut
Mit M werden die Stellen an schmalen Straßen gekennzeichnet,
an denen man den Gegenverkehr passieren lassen kann
Es ist Herbst geworden
Letzter Morgen am See
Heimweg – die Brücke zurück nach Dänemark
Fährüberfahrt





 

23. September 2012

Regentage

Ich rauchte einen Grashalm, die Prinzessin hielt die Augen geschlossen. 
 „Heute ist vorgestern“, sagte sie. Das war so ihre Art der Zeitrechnung, 
 da wir übermorgen fortfahren wollten, so war heute vorgestern.
[Kurt Tucholsky: Schloß Gripsholm]
 
Nach zwei Tagen Dauerregen war gestern wieder einmal die Sonne zu sehen.
Samstag waren wir nachmittags in Jönköping. Auch wenn es sehr grau und nass war, war ich begeistert von den vielen schönen Läden. Theo hat einen Hurtta-Regenmantel bekommen und unseren Lebensmitteleinkauf tätigten wir in einem gigantischen Supermarkt, von dem mir die unzähligen Sorten Milch in Erinnerung bleiben werden – braucht mensch so etwas wirklich?
Abends haben wir trotz des Regens einen langen Spaziergang mit den Hunden gemacht, wieder nach Sundholm zu der kleinen Halbinsel.
Das gestrige gute Wetter hatte uns veranlasst, vormittags nach Barkeryd zu fahren, in der Absicht dort den See zu umrunden. Leider war das nicht möglich und so blieb es bei einem ausgedehnten Waldspaziergang. Abends waren wir bei Regen und Sonne an unserem See – das Licht war ganz wunderbar. J. war mit dem Boot hinausgerudert, Marek, Lourdes und ich standen am hinteren Steg und schauten den Sonnenuntergang an. Seit der Bootstour, zu der ich Lourdes mitgenommen hatte, weigert die Prinzessin sich, unseren Steg in Hausnähe zu betreten. Besser gesagt, weigert sie sich, überhaupt den Weg dorthin einzuschlagen.
Heute oder morgen werden wir nochmals nach Jönköping fahren, um in Ruhe in den Geschäften der Fußgängerzone zu stöbern und – wenn wir Glück haben – bei blauem Himmel den Hafen zu erkunden. Am Mittwoch müssen wir die Heimreise antreten: Also ist heute vorgestern. ;-)


Glückspilz
Nasser Marek
In Jönköping
Schöne Läden
Theo mit skeptischem Blick
Der Kirchturm von Barkeryd
Kämpferische Kühe
Die Krähen von Barkeryd
Es wird Herbst
Sonnenuntergang
Lourdes als "Narziss"

21. September 2012

Wie vor 100 Jahren

Es regnete. Schön ist das, durch so einen frischen Regen zu gehen … Wie heißt der alte Spruch?
Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur gute Kleider.
Nun, es gibt schon schlechtes Wetter, es gibt mißratenes Wetter, es gibt leeres Wetter,
und manchmal ist überhaupt kein Wetter.
[Kurt Tucholsky: Schloß Gripsholm]
 
Ich glaube, momentan haben wir missratenes Wetter. Grau und Dauerregen. Die Hunde liegen faul herum und schlafen.
Wir hatten dafür gestern ein größeres Programm: Nach einer kurzen Morgenrunde und einem guten Frühstück gingen wir zunächst Richtung Sund und von da aus kamen wir wieder an den Lilla Nätaren.Diesmal fanden wir einen Weg, der den See entlang führte und auf einer idyllischen Halbinsel endete. Da die Sonne gerade schien, blieben wir eine Weile dort. Am späten Nachmittag fuhren wir nach Lekeryd einkaufen und von dort aus nach Åsens by. Åsens by ist ein Kulturreservat, in dem eine kleine smaländische Siedlung im Stil des beginnenden 20. Jahrhunderts aufgebaut ist. Die Landwirtschaft wird auch wie in dieser Zeit betrieben, es gibt Hühner, Kühe und Schweine. Als wir hinkamen, waren die Läden leider schon geschlossen – gerne hätte ich den Honig probiert – aber wir konnten den Wanderweg rund ums Dorf gehen und zum Schluss noch den Utsiktbergen (315 m hoch) besteigen. Es wurde schon dämmerig, als wir zurück zu unserem Haus fuhren. Ich dachte, es wäre nett, einen anderen Weg als den Hinweg zu nehmen, und so fuhren wir kleine Sträßchen durch winzige Ortschaften entlang und waren uns nicht sicher, ob wir auch wirklich irgendwann mal dort herauskommen würden, wo wir herauskommen wollten. Ja, aber wir haben es geschafft und wir waren ziemlich geschafft, als wir dann endlich beim Haus waren. J. bereitet für sich seine selbstgesuchten Hallimasch zu. Und er ist heute Morgen immer noch gesund und munter – es scheinen also auch wirklich Hallimasch zu sein oder zumindest nichts Giftiges. 

Hej då!
 
PS: Seit 10 Stunden regnet es ununterbrochen. Eigentlich hatten wir vor, heute nach Jönköping zu fahren. Das ist nun buchstäblich ins Wasser gefallen ... Naja, morgen ist auch noch ein Tag!
 
Morgenspaziergang:
Mittags am Lilla Nätaren:
Abends in Åsens by: