27. Februar 2013

Weiß

 [ ... ]
Ich sagte viel zu oft, es mache mir nichts, doch es macht mir was und das ist eigentlich das Beste, was passieren kann.
Sich selbst aufmachen und ehrlich sein und damit umgehen lernen, dass nicht jeder damit umgehen kann,
in Bewegung bleiben und dennoch Inseln aufschütten.
Alles lieber als Taubheit und immer wieder Platz machen,
aussortieren, wissen, warum man sich für etwas entschieden hat und gegen etwas anderes.
Sich nicht scheuen.
[ Elisbeth Rank | Ich sage ja immer, es macht mir nichts ... ]
 
Weiß – der Schnee und der weiß-graue Himmel, diese Nichtfarben sind für mich zum Fotografieren ideal. Dass schon automatisch das Wesentliche vom Unwesentlichen getrennt wird, man nur noch die richtige Ansicht, die passende Perspektive finden muss, aus der das Bild einen Sinn ergibt, finde ich reizvoll. Der leere Raum entsteht von selbst

Ki hat ihn "Wunderbaum" genannt, den Baum vom oberen Bild. Dreimal waren wir dort, das letzte Mal im Schneegestöber. Und schon hatte er einen Namen. "Wo wollen wir heute spazieren gehen?" "Ich wollte nochmals zum Wunderbaum, um ihn im Schnee zu fotografieren, vielleicht sitzen auch heute die Tauben drauf ... oder die Krähen fliegen drüber ..." Er wird in Zukunft noch öfter mein Ziel sein. 

Schneegestöber gab es viel in der letzten Woche. Und so hatte ich auch mal wieder die Kamera dabei. Viel Weiß in den letzten Februartagen, bevor der Frühling kommt. Viel Weiß – das ist auch Diego. Der große helle Dogo, den Lourdes und ich letztes Wochenende kennenlernen durften. Zuerst ein Pechvogel, in den falschen Händen, wie es leider so oft bei diesen Hunden geschieht, und jetzt ein Glückshund, bei Menschen, die ihn lieben. Ein riesiger Kerl, bei dem man ein kleines bisschen stolz ist, wenn er einen in sein großes Herz schließt. 

Lourdes am Dörnberg – auch im Schnee am Mäuseln
Lourdes mit Mila, im Hintergrund die Helfensteine
Die Prinzessin in Bewegung
Sör Marek
Im Schneegestöber
Noch mehr Schneegestöber
Lourdes geatrnt
Diego
Traumhund
Die Story hinter der Story: Damit Ihr mal seht, wie meine Fotos entstehen und warum der große Schwarze so selten auf diesen zu sehen ist. Ich im Schnee – grazil wie ein Walross – Marek, mein Bewacher, immer dicht neben mir. Die Bilder hat Ki gemacht und ich musste grinsen, als ich sie entdeckte.

Heute habe ich mal wieder ein Fundstück. Eigentlich zwei. Zum einen das Zitat oben von Elisabeth Rank, einer Autorin, die ich heute über einen nicht mehr nachvollziehbaren Weg in den Weiten des www entdeckte. Das zweite Fundstück von vor einer Woche. Ein großartiger Fotograf (der Stilpirat) stellte diesen anderen großartigen Fotografen – Manuel Bauer – in seinem Blog vor: Flucht aus Tibet


Flucht aus Tibet from 2470media on Vimeo.

18. Februar 2013

overcrowded

 
Heut' mach ich mir kein Abendbrot -
heut' mach ich mir Gedanken.
[Wolfgang Neuss]
 
Anfang der letzten Woche kam jemand in unser kleines Dachbüro und rief: "Oh, it's so overcrowded here." Ich weiß nicht mehr, ob es genau so wortwörtlich war, ich möchte hier niemanden ein fürchterlich falsches Englisch unterstellen, nur weil ich in der Hinsicht (und auf vielen anderen Gebieten) einige Defizite habe. Lustig war, dass wir nur zu zweit in dem Raum waren, aber wenn man mit nur einer Person gerechnet hat, könnte man tatsächlich schon von "overcrowded" sprechen. Ich fand das Wort sehr bezeichnend für die heutige Zeit – irgendwie ist alles überbevölkert, überfüllt, viel, wird immer mehr – und muss es deswegen jetzt unbedingt hier verwenden. ;-)
Beispielsweise habe ich fasziniert letzte Woche den Bericht über das Glaubensfest Kumbh Mela verfolgt, wo 34 Millionen Menschen ein Bad im Ganges genommen haben. Wie kann ich mir das vorstellen, diese Menge an Menschen? Da fällt mir nun wirklich nur noch "overcrowded" zu ein.
Wenn mir überhaupt noch was einfällt, denn am liebsten würde ich mir gerade ein Post-it auf meine Stirn kleben und darauf schreiben: "Wegen Überfüllung geschlossen". Viel zu viele Informationen, die auf mich einprasseln (abgesehen vom Pferdefleisch, der Papstrücktrittsankündigung und dem herabstürzenden Meteoriten) mit viel zu vielen Rundheruminformationen, wo man sowieso nur noch den brummenden Kopf immer und immer wieder gegen die Wand schlagen möchte und sich fragt, wann wird diese überfüllte Menschheit endlich mal aufwachen und erkennen, wieviel Bock-, Pferde-, Schweine- und Menschenmist sie anrichtet. Zu viele Gedanken, zu viele Informationen, mein Kopf ist auch irgendwie "overcrowded".
Schön fand ich allerdings einen Link zum BlaBlameter, das ich gleich mit dem Text des letzten Blogeintrages ausprobiert habe. Mit diesem hier versuche ich es lieber nicht, wer weiß, was dann dabei herauskommt. Also Schluss mit dem Blablabla. Fotografiert habe ich fast gar nicht (zu viele Bilder, die schon jetzt unbearbeitet meine Festplatte überfüllen – eindeutig ein Fall von "overcrowding"... äh ... "overfilling" ;-) – also habe ich begonnen mein Leben inflationär mit Hilfe der (leider nicht allzu guten) Handykamera knipsend zu dokumentieren. Wen's interessiert: Fortsetzung folgt auf Instagram


11. Februar 2013

Leichtigkeit

Es gibt wichtigeres im Leben,
als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.
[Mahatma Ghandi]
 
Für das neue Jahr habe ich mir mehr Leichtigkeit vorgenommen. Nicht so viel überlegen, einfach machen, Gelassenheit, mich von Überflüssigem trennen ...
Aber bereits gleich am Anfang haben mich Arbeit und Aufgaben fest im Griff und vorbei ist es mit der Leichtigkeit. Schon allein dem Vorsatz, jetzt öfter mal in diesem Blog zu schreiben, nur ein paar Sätze zu posten, ein paar Bilder hochzuladen, bin ich im Januar nicht nachgekommen. Und damit es mir im Februar nicht genauso geht, stelle ich nun wenigstens die Bilder ein, die ich schon bearbeitet habe.
Damit es nicht nur ein paar Bilder sind, die hier zu sehen sind, sondern auch einige Gedanken folgen, möchte ich noch kurz über den Film berichten, den ich vor gut zwei Wochen gesehen habe: Hannah Arendt. Ich bin nicht der große Kino-Gänger, aber als ich die Vorschau zu diesem Film sah, hat er mich gleich interessiert.
Als ich 16 oder 17 war, habe ich Die bleierne Zeit von Margarethe von Trotta im Fernsehen gesehen. Der Film lehnt sich an die Geschichte von Christiane und Gudrun Ensslin an. Barbara Sukova spielte damals eine der Schwestern, nun spielt sie Hannah Arendt. Wer an Philosophie, Politik und Geschichte, dafür weniger an Action interessiert ist, dem sei der Film über diese beeindruckende Frau ans Herz gelegt. Und wer den Film gesehen hat und an weiteren Informationen Interesse hat, der kann auf youtube einen Bericht über das Leben Hannah Arendts finden (zum ersten Teil des Portraits, insgesamt besteht es aus sieben Teilen) und Hannah Arendt "Zur Person" – ein Gepräch von Günter Gaus und Hannah Arendt aus dem Jahr 1964 (zum ersten Teil, insgesamt sind es fünf Teile).
Nach dieser eher schweren Kost kehre ich zur Leichtigkeit zurück und vielleicht bleibe ich doch meinen Vorsätzen treu und lasse die Pause bis zum nächsten Beitrag hier im Blog nicht mehr ganz so lang werden ...