6. Februar 2017

Nelli [ Trainingstagebuch – 08 ]

Nelli gestresst, Lourdes unglücklich

Nelli ist nun über drei Jahre bei uns, Marek lebt schon seit fast zwei Jahren nicht mehr. Das Leben mit den beiden Weibsen hat sich ganz gut eingespielt. In mancher Hinsicht hat Nelli Mareks Räume, die er hinterlassen hat, eingenommen. So liegt sie nun hier oben bei mir neben meinem Schreibtisch im Arbeitszimmer, wenn ich arbeite. Dort hat früher Marek immer gelegen.

Ihre Panikatacken beim Spazierengehen sind momentan wieder anstrengender geworden. Wir arbeiten uns dann immer aneinander ab. Sie zieht wie ein Ochse, ich versuche damit irgendwie klar zu kommen, was bergab mit vereisten Wegen nicht einfach ist. Und irgendwas verschreckt sie immer. Zunächst war es die Knallerei zum Jahreswechsel. Dann ist es mittwochs und samstags der Schießstand, von dem die Schüsse – besonders im Winter bei unbelaubten Bäumen – kilometerweit zu hören sind. Dann die Schüsse, weil irgendwo gejagt wird. Und dann auch noch die Waldarbeiten, wenn mit großem Krach ein Baum gefällt wird. Das macht mich alles gerade kirre, Nelli natürlich erst recht. Und sie steckt mit ihrer Panik auch noch den kleinen Hund an.

Weil ich diesen Murmeltiertagen (jedes Mal der gleiche bescheidene Ablauf), die uns allen nicht gut tun, etwas entgegen setzen möchte, kam ich auf die glorreiche Idee: Jetzt machen wir alles anders. Erstmal keine langen Spaziergänge mehr, sondern mehrere kurze halbstündige Spaziergänge mit Spielen und Suchen hier bei uns im kleinen Waldstück auf den Wiesen. Dort fühlt sich Nelli meist recht sicher. Als ich heute Nachmittag dahin loszog, dachte ich, ich seh nicht richtig. Genau dort, wo wir in den Wald gehen, sind nun Waldarbeiten. Mit schweren Fahrzeugen, Motorsägen und lautem Krachen, wenn ein Baum fällt. Nelli war gleich wieder voller Panik. :-(

Die Waldarbeiten werden dort nicht ewig dauern, und dann werde ich meinen Plan wieder aufnehmen. Und bis dahin eben doch wieder wohin fahren, wo es hoffentlich ruhiger ist. Ich habe mich heute daran erinnert, dass ich in dem Jahr, als ich Marek und Nelli zusammen hatte, manchmal mit Marek und Lourdes irgendwohin gefahren und dann nach Hause gelaufen bin. Dann habe ich Nelli und Lourdes geschnappt und bin mit den beiden wieder zurück zum Auto gegangen. Das hatte den Vorteil, dass Nelli nicht wusste, wo das Auto steht und der Spaziergang zuende ist. Sie fängt mit Vorliebe an zu ziehen, wenn sie sich auf dem Heimweg wähnt – entweder zum Auto oder nach Hause. So konnten wir ziemlich entspannt laufen, ohne dass ich zum Ende des Spaziergangs völlig entnervt war. Es ist ja nicht so, dass sie zieht, weil sie so schlecht erzogen ist, sondern weil sie die Nase voll hat von all den Eindrücken und nur noch nach Hause will. Ich habe dagegen noch kein Wundermittel gefunden. Und fallen dann auf dem Spaziergang auch noch Schüsse oder es knallt aus einem anderen Grund, ist sie erst recht nicht mehr ansprechbar.