1. September 2013

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Eine Woche später kam die erste Karte. Es war ein Foto der Dorfkirche von Canitz, auf der Rückseite stand:
Das Dach ist dicht. Das Kind putzt sich die Nase, spricht nicht, ist immer da. Auf die Sonne ist Verlaß, ich rauche, wenn sie geht, ich habe was gepflanzt, das kannst du essen. Den Efeu schneid ich, wenn du kommst, du weißt, du hast die Schlüssel immer noch.
Danach kamen regelmäßig Karten, ich wartete, wenn sie einen Tag ausblieben, war ich enttäuscht. Es waren immer Fotos der Kirche und immer vier oder fünf Sätze, wie kleine Rätsel, manchmal schön, manchmal unverständlich. Stein schrieb oft ... wenn du kommst. Er schrieb nicht: »Komm«. Ich beschloß, auf das »Komm« zu warten, und dann loszufahren.
 
[ Sommerhaus, später | Judith Hermann ]
 
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* 30 x ein Foto, ein Buch, eine Skizze

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