* * *
Von neuem saßen wir auf dem Bänkchen vor dem Wartehäuschen. Ich fühlte mich bei dem alten Mann sicher.
»Iß noch«, sagte er nach einer Weile, »und hab keine Angst. Ich werde
dafür sorgen, daß du sicher nach Casablanca gebracht wirst. Dort wartet
jemand auf dich?«
»Nein, ich bin hier ganz allein. Auf der Flucht aus Frankreich.«
Abermals musterte er mich, dann erhob er sich und brachte aus dem
Häuschen eine ordentliche Portion Feigen, schüttete sie mir in den Schoß
und bemerkte nur: »Du bist jung und hungrig. Und der Krieg ist eine
Bestie. Iß und hab keine Angst, bei mir kannst du ruhig warten.«
Als nach einer guten Stunde auf der Straße ein Staubwirbel aufkam,
stand der alte Mann auf und begann mit den Händen in den weiten Ärmeln
seines Kaftans zu winken. Ein kleiner, leicht schwankender Bus tauchte
auf, bremste und blieb kreischend vor dem Häuschen stehen. Er war
unwahrscheinlich voll: Männer, Frauen und viele Kinder. Dazwischen
Hühner, ein paar Schafe und Ziegen.
[ Das Geheimnis der nächsten Minuten | Lenka Reinerová ]
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